MbP 22 – Neu im Geschäft

Schlagworte: Projektmanagement-Rolle, Einstieg, Erfahrungen, Tipps, erfolgreicher Start, klare Ziele, Kommunikation, Vorgesetzte, Potenzial, Selbstpflege, Mentoren

In dieser Folge sprechen wir über den Einstieg in eine Projektmanagement-Rolle. Fabian und Mel teilen ihre Erfahrungen und geben Tipps für den erfolgreichen Start. Wir empfehlen klare Ziele, Kommunikation mit Vorgesetzten und das Bewusstsein für das eigene Potenzial. Selbstpflege und Mentoren sind ebenfalls wichtig.

Transcript

Mel:
[0:00] Moin Fabian. 

Thema: Neue Rolle als Projektleiter

Fabian:
[0:01] Salut Melvin. 

Mel:
[0:02] Management by Project zur Ausgabe Nummer 22. Wir hoffen ihr hattet einen fantastischen Sommer und seid jetzt zurück im Projektgeschäft und schon wieder Hals über Kopf mit Terminen voll und bereitet den nächsten Steuerungsausschuss vor. 
Wir haben für die heutige Folge als Thema uns überlegt, dass es mal ganz spannend wäre, wahrscheinlich jetzt besonders für die jüngeren Hörerinnen und Hörer darüber zu sprechen, wie ist das eigentlich, wenn man neu in die Projektleiterrolle oder vielleicht sogar etwas breiter in die Führungsrolle reinkommt. 
Was sind so die Themen Do’s und Don’ts? 
Was hilft dabei? Was sind die Themen, wo man vielleicht nicht die gleichen Fehler machen muss wie wir damals? 
Ja und an der Stelle vielleicht Fabian, du sitzt mir wie immer gegenüber. 
Was war so dein erstes Projekt? Was war so das erste Mal, dass du so voll im Saft gestanden hast? 

Fabian:
[0:45] Ja das Lustige ist ja, dass mein erstes Projekt, ich lange gar nicht gemerkt habe, dass es ein Projekt war, sondern es war einfach eine Aufgabe sozusagen in meinem ersten Job und das war die Entwicklung einer Softwarelösung. 
Ich habe damals in einem ETH-Spin-off einer Softwarefirma gearbeitet, die Energie- und Umweltmanagement-Softwarelösungen verkauft hat. 
Das war noch ein relativ kleines Startup, auch schon ein bisschen Zeit her, da gab es noch nicht so viel Umweltmanagement und Energiemanagement und so weiter. 
Und dann habe ich die Aufgabe bekommen, im Nachhinein weiss man ja, was die Leute wahrscheinlich gedacht haben. 
Die haben gedacht, das probieren wir jetzt mal, vielleicht kommt was raus, vielleicht kommt nichts raus und die haben mir dann die Aufgabe gegeben, zumindest aus der Business-Seite, was muss diese Software können, diese Software zu entwickeln. 
Und das hat sich dann über ein paar Jahre hingezogen, es war keine kleine Geschichte und ich würde das natürlich heute total anders angehen, das ist selbstverständlich. 
Damals war es aber ideal für mich, weil sie haben wenig Druck gemacht, ich habe viel Zeit bekommen, viel Freiraum und es war viel Autodidaktik drin. 

Einfluss der Arbeit auf die persönliche Entwicklung

[2:06] Und natürlich prägt einem dann das auch, wie man da arbeitet. 
Was vielleicht offiziell ein Projekt war, wie es viele von euch kennen, mit eigenem Budget usw. 
Das war auch ein Softwareprojekt, wo ich dann so eine ähnliche Software, Ich habe dann die Seite gewechselt, die ich in einem grossen Unternehmen eingeführt habe. 
Da macht man logischerweise so viele Fehler, also nicht, dass man heute keine Fehler mehr macht. 
Und so zwei, drei Dinge, die ich gleich sagen kann, was sich für mich immer bewährt hat und auch so ein bisschen Weg war, also etwas, was ich lustigerweise zuerst sagen würde, ist, setzt euch relativ bald auch aktiv mit Projektmanagement auseinander. 
Was ist Projektmanagement und so weiter, auch wenn, weil ich denke, einige rutschen, Das ist glaube ich noch üblich, dass man so reinrutscht, interessiert mich dann bei dir auch. 
Und das ist so vielleicht mein erster Tipp, weil manchmal weiss man noch gar nicht, dass man in einem Projekt ist. 
Wie war das bei dir? Bist du auch so reingerutscht oder war es ein bewusster Entscheid? 

Mel:
[3:16] Ich wollte schon immer Projektleiter werden. Früher, wenn man mich gefragt hat, was willst du mal machen, wenn du mal gross wirst, dann habe ich gesagt Power Ranger oder Projektleiter. 

Die Anfänge in der Eventszene und Jugendzentrum-Konzerte

[3:28] Ich komme ja aus der Eventszene. Ich habe ja früher viel Musik gemacht und Konzerte veranstaltet und sowas. 
Und da kommt das bei mir eigentlich her. Ich bin als Jugendlicher auf einem Dorf aufgewachsen und da ist quasi das Einzige, was du machen kannst. 
Entweder du gehst in die Burschenschaft oder du gehst ins Jugendzentrum und machst da irgendwelche Punkrock-Konzerte. 
Ich habe letzteres gemacht und habe darüber dann auch so festgestellt, das liegt mir irgendwie, das macht mir irgendwie Spaß, finde ich voll cool, mich mit den verschiedenen Themen auseinanderzusetzen und in dem Fall ist es ja echt einfach so, du sagst einfach, ich habe hier ein paar Kumpels, die haben irgendwie eine Band und normalerweise spielt die in der Garage und jetzt spielt sie halt woanders und dann kaufen wir noch ein paar Flaschen Bier und drucken ein Plakat und dann kommen die Leute. 

[4:16] Aber das waren so meine Anfänge im Sinne des Projektmanagements tatsächlich das erste Mal. Also ich habe das dann auch später professionell gemacht, … Also im Sinne von, dass ich mein Geld damit verdient habe. 
Und das hätte ich aber nie Projektmanagement genannt, sondern das ist dann Veranstaltungsorganisation oder sowas. 
Also im Sinne von, das ist irgendwie langläufig, das ist irgendwie zielgerichtet, das ist irgendwie, also klar kannst du überall einen Check dran machen, bei den Merkmalen eines Projekts. Aber das ist ja jetzt nicht so, dass du sagst, da kommt am Ende irgendwie was, was großes Projektartiges irgendwie raus. 
Ich bin dann auch nachher, dann nach dem Studium so reingerutscht, kannst du nicht hier mal Verantwortung übernehmen, kannst du nicht da mal, kannst du mal einen Plan machen, wie wir da jetzt irgendwie weiter sind. 
Und auf einmal hängst du da irgendwie drin. Und tatsächlich war mein erster Job nach dem Studium dann auch tatsächlich eine Junior-Projektleiter-Rolle für Hardware-Entwicklungen. 

[5:05] Hatte, glaube ich, aber mehr damit zu tun, dass die Stelle einfach so benannt war und nicht quasi, dass jetzt gesagt wurde, du sollst auch wirklich Projekte machen, sondern da gab es dann den kaufmännischen Referenten und den was weiß ich was und dann gab es eben auch den Junior-Projektleiter und du bist halt da drauf gekommen. 

Herausforderungen als Junior-Projektleiter und Überforderung der Organisation

[5:23] Und was mir so hängen geblieben ist aus der Zeit, so wenn du so am Anfang bist, ist dieses, auf der einen Seite, du bist halt noch total motiviert, du möchtest es da halt irgendwie machen, du hast bestimmte Vorstellungen. 
In meinem Fall wusste ich natürlich auch alles besser und wie es auch in der großen weiten Welt aussieht und so weiter und ich habe ja alle keine Ahnung. 

[5:44] Und man neigt dann halt ganz schnell dazu, diese Organisation zu überfordern. 
Also ich weiß noch, ich hab mich da einfach, weil ich die Zeit hatte, auch, wenn du da irgendwo neu anfängst, dann bist du ja noch nicht so überladen, fängst du an, Analysen zu machen und dies und das und jenes und findest dann natürlich auch was, weil es ja Schrotflinte. 
Und dann, ich glaube, dann bist du richtig, also ich war, glaube ich, richtig nervig, weil dann stellst du halt fest, hey, wir haben hier in unserem Projekt dies, das, jenes und wir müssen jetzt hier, aber weil du der Junior bist, du hast kein Team, du hast keine Ressourcen dahinter. 
Eigentlich ist so eine Mischung aus Beschäftigungstherapie und es müsste sich mal jemand darum kümmern. 
Aber eigentlich will niemand, dass man sich wirklich darum kümmert. 
Also verstehst du, was ich meine? Es ist dieses so, ja wir haben da jetzt irgendwie ein leidiges Thema und da muss jetzt mal einer was drauf machen und dann kommt der auf einmal tatsächlich mit irgendwie Lösungsansätzen und so weiter. 
Und dann sind die irgendwie auch noch grundlegend und so. 
Das ist glaube ich, glaube ich sowas, was wahrscheinlich ganz viele gerade nachvollziehen können und was ich jedem wirklich ans Herz legen würde, der da jetzt neu drin ist. 

[6:43] Vereinbart wirklich schriftlich mit euren Chefs, was die von euch wollen. 
Also, haben wir glaube ich ja auch schon mal oder schon x-mal erzählt, dieses schriftliche Projektauftrag ist ja was, wo selbst irgendwie die ganz Großen dran scheitern. 
Aber dieses so, was wollt ihr denn eigentlich von mir, was ist jetzt irgendwie drinnen was nicht weil sonst rennst du halt. 

[7:01] Dass man gerade, wenn man da neu reinkommt, dass man einfach sagt so, ja probier dich mal aus und dann reden wir irgendwie in einem Monat mal. 
Aber ein Monat ist halt echt eine Menge Zeit, in der du A, eine Menge Unsinn machen kannst und B, wo du dann halt auch irgendwie dir echt überlegst, so ja, was haben die mir denn jetzt gemeint in den zehn Minuten, wo sie mir das mal über den Zaun geworfen haben. 
Da am Anfang hinterher zu sein und zu sagen, was ist jetzt genau das, was ich was ich machen soll, was ihr nachher von mir wirklich sehen wollt, um sich dann nicht so zu verlieren, wie das bei mir am Anfang der Fall war, wo du da Zeug machst und am Ende interessiert es überhaupt keinen, weil das gar nicht das war, was die eigentlich von mir wollten. 
Aber dann kommst du da rein, du kennst keinen, du kennst die Abkürzungen nicht, du weißt nicht, wie der Laden da läuft und dann machst du so eine Best-Guest-Sache und nachher ist irgendwie keiner zufrieden. Das ist super nervig. 

Fabian:
[7:48] Also ich meine, die Parallele hatten wir, ich glaube, das ist etwas, was generell stimmt, die hatten wir auch schon, diese Parallele. 
Bei mir war es anders, ein bisschen diese Erfahrung. Also eben das Erste, was ich beschrieben habe, da war wirklich nicht so viel Druck. 
Und ich glaube, das waren in dem Sinne dann auch einfach gute Chefs, weil die haben mich richtig eingeschätzt. 
In dem Kontext war ich ein bisschen Slowstarter, also ich musste lernen zu programmieren und ganz viele Dinge lernen. 
Aber im grossen Unternehmen, wo ich dann das erste Projekt gelernt habe, gemacht habe, da war das schon auch so, da bin ich, habe ich das gemacht, was ich, eigentlich war das eine volle Profiaufgabe, weil das war, das war ein Projekt, wo die Die zwei Vorgänger, das ist nicht übertrieben, haben gekündigt. 
Das war einfach eine komplette Feuerwehrübung. Da war Streit. 
Das habe ich vorher und nachher nie mehr erlebt. Ich war drei Wochen dran. 
Da gab es aber alles schon. Lenkungsausschuss und so weiter, Millionenbudget. 
Und dann war ich in meinem ersten oder zweiten Lenkungsausschuss und dann hat effektiv, habe ich vorher und nachher nicht mehr erlebt, einer der Stakeholder im Lenkungsausschuss, meine damalige Chefin, Einfach mal fünf bis zehn Minuten lang angeschrien. 

Harte Schule: Auf das Arbeitsumfeld achten

[9:10] Nein, ich habe es falsch erzählt, er hat eben mich angeschrien und hat meine Chefin gemeint. 
Und das war schon sehr eine harte Schule. Gleichzeitig muss ich sagen, das ist vielleicht so ein Tipp neben dem, den du schon gegeben hast. 
Also der Tipp da ist natürlich, schaut wirklich genau an, auf was ihr euch einlässt. 
Also in dem Fall war es das wert, weil ich kam dann in diese Firma rein. 
Das hat sich sowieso langfristig gelohnt, aber es war schon ein harter Start. 
Aber das Gegenstück ist sozusagen das andere und ich glaube, das kommt den meisten Einsteigern sowieso entgegen. Du musst halt einfach mal anfangen. 
Springen, ich weiss nicht, die Bilder sind, springen ins Wasser. 
Das Beispiel, was ich sehr mag, ist, wenn du Autofahren lernst, dann bist du zuerst in der Theorie und dann gehst du auf den Parkplatz oder so und irgendwann gehst du das erste Mal auf die Strasse und geh einfach auf die Strasse, weil vorher spürst du es nie ganz was das bedeutet, wirklich zu sagen, okay, ich verantworte jetzt das. 
Und ich glaube, das kannst du beim Projekt mit viel kleinerer Hürde halt schnell machen als Berufsansteiger, wie wenn du eine Linienführung oder sowas anstrebst. 

Mel:
[10:20] Finde ich einen total guten Punkt, kann ich total gut nachvollziehen. 

Führung und Projektleitung sind nicht immer angenehm

[10:23] Ich glaube, man muss da auch so ein bisschen diesem Bild ein bisschen Einhalt gebieten. 
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und meine Beobachtung oder auch alle Leute, die ich kenne, die Projektleiter sind, wo ich sage, die wissen wirklich, was sie tun, die werden dir alle sagen, es ist einfach mit Schmerz verbunden. 
Also dieses, ich glaube, man muss sich einfach sehr bewusst sein, dass weder Führungskraft im Allgemeinen noch Projektleiter im Speziellen ein Job ist, der immer Spaß macht und der immer irgendwie wohlfühlt ist, sondern dieses, ich weiß noch, als ich zum ersten Mal in die Geschäftsleitung musste und dann alleine, dann sitzt du da und denkst, Du malst dir halt einfach das Schlimmste aus, was jetzt irgendwie passieren kann. 
Ja, weil du hast ja Storys gehört, wie andere da, hat überhaupt nichts mit dir zu tun oder mit deinem Projekt, sondern so. 
Oder ich weiß noch, wie ich das erste Mal zusammengezuckt bin, als quasi so der Geschäftsführer in der Mail so direkt an mich so, so, hallo Herr Zingrebel, dies das jenes. Und du denkst dir so, boah, hab ich jetzt alles falsch gemacht, muss ich jetzt springen und so weiter. 
Und mit der Zeit lernst du einfach, nee, das ist die Art, wie man hier arbeitet. 

[11:26] Dieses zu glauben, dass das Führung oder wie gesagt Projektleitung, was einfach immer angenehm ist und so weiter, das existiert nicht und ich glaube, man muss da auch so ein bisschen das Bild in den Kopf reinbekommen, wenn die Dinge von alleine funktionieren würden, dann bräuchten wir ja keine Führung, dann bräuchten wir ja keine Projektleitung, sondern also ich erwische mich heute noch bei dem Gedanken so ganz oft, es funktioniert ja wirklich gar nichts und ich bin auch verdammt schlecht darin, quasi zu sagen so, hey das sind Erfolge und das war ein Erfolg und das war ein Erfolg. 
Da habe ich zum Glück Leute, die mich da immer wieder darauf hinweisen. 
Aber worauf hinaus wäre es dieses, die Aufgabe der Führungskraft ist es ja dann quasi sich immer nur mit den Dingen zu beschäftigen, die gerade nicht funktionieren und die wieder gerade zu biegen und das ist total normal. 
Also wenn du, wenn ihr jung in so ein Thema reinkommt, wenn ihr neue Führung bekommt und ihr wundert euch irgendwie oder ihr habt den Eindruck, es läuft überhaupt nichts, that’s it, genau das ist es, dann seid ihr genau an der richtigen Stelle. 

Fabian:
[12:27] Das ist extrem schön auf den Punkt gebracht. Dann seid ihr in einem Projekt, dann ist es etwas, was es wert ist. Und das ist eine Analyse, die ziemlich am Punkt ist. 
Ich glaube, man kann es eben auch noch ergänzend so sagen. Ich meine, gerade wenn du in grösseren Organisationen Projekte machst, dann bist du immer Teil… 
Du brauchst kein Projekt, wenn es nicht um eine Veränderung oder eine Verbesserung geht. Weil dann kann es ja die bestehende Organisation schon und dann braucht es kein Projekt. 
Und das heisst, du bist automatisch immer im Veränderungsgeschäft und das bringt seine Eigenschaften mit sich und das musst du wollen. 
Zum Beispiel das, was du gerade gesagt hast, es geht eben noch nicht oder es gibt es noch nicht oder es gibt Konflikt. 
Ich meine, du bist immer dann in diesen Dingen drin und das… 

Die Herausforderung der Aufs und Abs in Projekten

[13:23] Das bleibt, man gewöhnt sich daran, ich glaube, das würde ich schon behaupten, dass man sich daran gewöhnt, aber das bleibt immer wieder anstrengend. 
Vor allem, weil du nie immer nur aufwärts, also es gibt nie immer nur aufwärts, also manchmal hast du schon ein Projekt, das lange lange aufwärts geht, aber irgendwann, so ist die Schwerkraft, geht es auch wieder nach unten. 
Und mit dem musst du einfach rechnen und das geht halt dann zum Teil schneller, wie wenn du in einem stabileren Umfeld bist. 
Das ist vielleicht noch ergänzend zu dem, was du beschrieben hast. 
Es gibt ja auch Untersuchungen dazu, was sind so Projektleitertypen, oder? 
Und das habe ich schon auch immer wieder beobachtet. 
Das, was du auch hast, dass man… 
Oft sind es Leute, die sich auch schon früher engagiert hatten, sei es politisch oder in Vereinen oder was auch immer, und da diesen Organisationsteil gerne machen. 
Das ist ein Klischee, aber bei mir war das auch genau so, es ist einfach wahr. 
Und das andere ist eben, dass das, was wir gerade beschrieben haben, dass einem das nicht total unangenehm ist. 
Also ich meine, wenn dir das jeden Tag Stress macht, wenn es dir einmal in der Woche Stress macht, dann ist es, glaube ich, noch gut. Aber wenn dir jeden Tag und der Stress hört dann nicht auf, dann musst du vielleicht noch mal überlegen, ob das Projektgeschäft für dich richtig ist. 

Überlegungen zur Stressbelastung im Projektgeschäft

Mel:
[14:43] Du hast eben an der Sache gesagt, die will ich auch nochmal unterstreichen wollen, Projekte haben Phasen und es läuft einfach nicht immer gut und man muss sich da, also das ist auch eine Sache, die lernt man. 
Es gibt einfach Phasen, wo du so denkst so und jetzt, so das Sky is the limit und ab und dann gibt es Phasen, wo du denkst so, ey hier funktioniert nichts, wir haben jetzt irgendwie drei Monate in das Ding rein investiert und es ist nicht fertig und Finanzen sind quer und sowieso und überhaupt. 
Und das ist komplett normal. Also diese Projekte laufen einfach nicht linear ab. 
Und das ist ja auch das Geile an dem Job. Es gibt einfach diese Phasen, wo du wirklich denkst, alles funktioniert, alles ist cool, die Leute sind da, sind motiviert und dann passiert irgendwas und meistens kann man es gar nicht richtig festmachen, es ist irgendwas und du denkst, scheiße, wir sind hier gerade in so einer Abwärtsspirale und… 
Und dann musst du umplanen und machen und tun und auf einmal läuft es wieder besser auch ohne völlig erkennbaren Grund auf einmal ist wieder alles gut und auch das ist total normal und das ist auch wichtig das zu kommunizieren also einfach zu sagen so auch dem Team gegenüber, gegenüber den Stakeholdern zu sagen hey wir sind gerade irgendwie in einem Tief und das hat nichts mit unserer Leistung oder sonst was zu tun, sondern das ist irgendwie wir müssen uns da jetzt rausheben und wir dürfen es nicht zulassen, dass es jetzt hier, auf die Laune schlägt oder auf die Arbeit, sondern das irgendwie ist gerade der Wurm drin, aber der geht auch wieder raus und dann wird auch alles wieder gut. 

Die Bedeutung von Hidden Agendas in Projekten

Fabian:
[16:12] Ich glaube, um dem ein bisschen noch ein, das ist nicht ein Gegenstück, aber so eine andere Sicht drauf zu geben, das jetzt ist ein Luxus, ein Luxustyp. 
Aber was ich sehr geschätzt habe, weil du hast gerade das beschrieben, es gibt ja immer Gründe. 
Ich glaube nicht an eine Welt ohne Kausalität, aber manchmal sind sie nicht erkennbar, weil es ist irgendwie komplex und versteckt oder es gibt immer Hidden Agendas. Aber es gibt solche, die du echt nicht siehst. 

Wähle ein Projektumfeld, das du verstehst.

[16:50] Aber wenn ihr ein bisschen wählen könnt, sucht euch eher ein Projektumfeld, wo ihr relativ gut versteht, wo unten und oben ist. 
Das ist auf jeden Fall nützlich, weil dann könnt ihr euch in eine proaktive Rolle bringen und da darf man sich manchmal auch Zeit nehmen. 
Ich glaube, das ist das, was man dann lernt, wenn man schon ein paar Projekte gemacht hat. 
Du musst nicht am ersten Tag Verantwortung übernehmen, sondern du kannst auch mal schauen, hey, das haben wir ja, wir haben auch schon mit sehr erfahrenen Leuten zu tun gehabt. 
Und die machen das alles, so mein Eindruck, oder? Die kommen rein und dann, also die machen dann schon was, oder? 
Nicht, dass man nicht schlecht aussieht, aber die schauen mal ein halbes Jahr, wie läuft das hier eigentlich überhaupt? Und wo sind die effektiven Probleme? 
Was sind die Hidden Agendas, soweit ich es herausfinden kann? 

Mel:
[17:46] Die berühmten ersten 100 Tage. 

Fabian:
[17:47] Ja, genau. Und ich glaube, als Neuer hast du dann vielleicht eher die Reflexe, ich muss mich beweisen und so weiter. 
Was zum Teil natürlich auch stimmt und vielleicht dann auch richtig ist, so zu handeln. 
Aber das ist, glaube ich, das, was passiert, wenn du zwei, drei Projekte schon gemacht hast, gesehen hast, dass du dann weißt, hey, ich muss gar nicht in den ersten Tagen, sondern ich muss eigentlich herausfinden, wie der berühmte Hase eben läuft in diesem Umfeld. 

Starte wie bei einem Startup mit Grundanalysen.

[18:13] Ist ja genau so auch, ich bin ja immer Fan davon, das Startup-Umfeld, oder das Unternehmwerische als Beispiel zu nehmen. Du startest auch nicht. 
Eine Nacht, nachdem du eine Idee gehabt hast, sondern du machst mal Grundanalysen, du schaust, gibt es überhaupt einen Markt, gibt es einen Kunden, kann ich das lösen? Du machst irgendwie so ein bisschen Reality-Checks und Auslegeordnungen und so weiter. 
Ich glaube, in einem Projekt, das war mein starkes Learning, außer diesem Projekt, das ich vorhin als Beispiel gebracht habe, wenn du so in ein laufendes Umfeld reinkommst, ist es einfach krass, vor allem, wenn es ein grösseres Projekt ist. 

[18:52] Das war mein Glück damals, man hat mir dann auch einen Projektmanagement-Profi zur Seite gestellt, sozusagen als Sparring- und Coach de facto, hat es nicht so genannt, es war gut geschickt gemacht, aber der hatte natürlich dann eher die Ruhe weg und hat auch geholfen mich da durchzusteuern, aber nichtsdestotrotz sind das intensive Erlebnisse. 

Mel:
[19:18] Es gibt ja diese komische Diskussion, also für mich ist die immer ein bisschen komisch, wenn Leute mit der Schule fertig sind, so ja was soll ich denn jetzt machen? 
Und dann gibt es ja dieses Lager, das dann quasi sagt, mach irgendwas was dir Spaß macht und dann studieren die Leute irgendwie Sackhüpfen. 
Und ich bin totaler Fan von der Aussage, mach etwas was du gut kannst, weil dann wirst du erfolgreich sein und der Erfolg wird dich befriedigen und dann wirst du zufrieden sein damit, dass du arbeiten musst. 
Und daraus abgeleitet würde ich jedem empfehlen, der neu in so eine Rolle kommt, versucht so früh wie möglich Erfolge zu erzielen, was auch immer das genau ist, also irgendwie Sachen hinstellen, Prototypen machen und so weiter. 
Es gibt nichts Unbefriedigenderes, als wenn man ewig versucht… 
Also sich in so einer Analysephase zu verlieren. Das ist auch so ein Ding, was man ganz oft beobachtet bei jüngeren Kolleginnen und Kollegen, dass die halt irgendwie, ja jede Analyse ist richtig und jetzt hast du noch einen weiteren Aspekt gefunden, weshalb wir das machen sollten, aber jetzt lass uns doch mal das irgendwie konkret hinstellen. 

[20:25] Man hat dann die Frage, habe ich es jetzt wirklich schon komplett verstanden und was brauche ich denn jetzt noch, damit ich dann endlich loslegen kann und wenn ich das eine jetzt noch habe, dann ist es soweit und so. 

Fokussiere auf den ersten Schritt und konkrete Ergebnisse.

[20:37] Ne, versucht irgendwie mal zu gucken und wirklich zu fokussieren darauf, was ist der erste Schritt, den ich effektiv gehen kann, wo ich dann sagen kann, da ist jetzt was passiert, wo ich sage, das ist jetzt meins und da hat irgendwie ich und mein Team, wir haben hier irgendwie eine geile Nummer gebracht. 

[20:55] Und viel weniger auf dieses Formelle und keine Fehler machen und sonst was hinziehen, sondern wirklich so zu überlegen und dann damit zu wachsen. 
So dieses, ey geil wir haben das jetzt hier irgendwie hingestellt und die Leute benutzen das und da kam einer zu mir, den ich gar nicht kannte und der hat gesagt, finde der total gut. 
Oder hat auch gesagt so, naja das war es jetzt vielleicht noch nicht, würde ich irgendwie so und so angehen und vielleicht hilft er mir dabei. 
Also wirklich so schnell wie möglich versuchen konkret was irgendwie hinzustellen und wir haben bei mir in den Projekten, ich habe das glaube ich auch schon mal erzählt, diesen sogenannten Blick in die Werkstatt, wo wir von Tag 1 des Projekts an machen wir einmal im Monat laden wir alle Staker oder ein und erzählen in jedem Projekt was wir tun. 
Immer zu ausgewählten Themen und so weiter und es ist für mich immer der unangenehmste Termin im Monat, weil ich, also ich lasse immer mein Team dann präsentieren, weil es ja auch ihre Arbeit ist, aber so, hoffentlich kommt jetzt keiner und sagt irgendwie das scheiße was ihr macht, aber es ist total geil wenn dann jemand um die Ecke kommt und sagt, ey total super Veranstaltung, finde mir genau gut, Nehmt den und den Aspekt noch mit auf, sprecht auch noch mit dem und dem, der hat da auch noch eine Idee zu. 
Das ist so befriedigend, wenn man dieses Feedback bekommt. 
Versucht euch das aufzubauen, dieses… 
Positives Feedback zu holen und es geht am besten über Ergebnisse. 

Fabian:
[22:12] Also das ist wirklich, ich wiederhole mich, das ist ein richtig guter Ratschlag und ich kann da noch ein bisschen die Brücke machen, weil wir hatten auch im Anfang noch über Führung gesprochen und das ist auch das, was, es ist nicht anders wie das, was auch erfahrenen Menschen, Führungskräften gesagt wird, du musst, man benutzt ein bisschen eine andere Sprache und sagt, such dir das, wo du in der Kraft bist oder und das ist ja nicht, also ich glaube, wenn man, wenn man jünger ist, ist das tatsächlich vielleicht tendenziell etwas, was man schon weiss, da bin ich gut. 
Ich glaube, wenn man ein bisschen mehr Erfahrung hat, dann geht es immer wie mehr zum Potenzial, also wo ich weiss, da kann ich mein Potenzial entfalten. 

Suche Herausforderungen, um dein Potenzial zu entfalten.

[22:55] Und ich glaube, das ist genau richtig und auch such dir Herausforderungen, die du meistern kannst. 
Es darf auch mal eine kleine sein, es darf mal ein bisschen eine grössere sein, das Das ist wirklich ein sehr guter Ratschlag. 

Mel:
[23:12] Also ich kann jetzt hier an der Stelle nochmal auf die Folge mit den Mentoren verweisen. Also auch das ist glaube ich was so versucht es bitte nicht alleine. 
Also versucht bitte nicht irgendwie am Anfang die Welt alleine zu retten, sondern auch da kann ich nur empfehlen, sprecht doch mal mit euren Vorgesetzten, gerade was auch das Thema Coaching und so weiter angeht. 
Ich habe, als ich das erste Mal Linienführung übernommen habe, Ich bin zu meinem Chef gegangen und habe gesagt, ich brauche da jemanden, der mir hilft, das einzuordnen. 
Und es hat so gut getan. Einmal im Monat eine Stunde war das nur. 
Also es ist echt nicht viel. 
Mit jemandem zu sprechen, der dann auch gesagt hat, die und die Situation habe ich geschildert und da habe ich mich irgendwie unwohl dabei gefühlt und der mir dann einfach mal dabei geholfen hat, das einzuordnen. 
Weil man kennt das ja nicht, wenn dich da auf einmal einer irgendwie blöd anmacht oder wenn man hier, wie bei deiner Story, wenn dich dann auf einmal jemand anschreit, Das ist ja jetzt nicht das, was du gewohnt bist, dass dich Leute anschreien. 
Dann hilft es einem extrem dabei, das mit professioneller Hilfe zu reflektieren. 
Ihr müsst da nicht alleine durch, sondern ihr knabbert dann darum und dann habt ihr vielleicht ein inhaltliches Thema, was ihr nicht durchdringt und so weiter. 
Also hey, alles cool, alles nur Menschen, lasst euch da unterstützen. 

Selbstwert und Ängste bei der persönlichen Entwicklung

Fabian:
[24:31] Jan, da stimmt mal die L’Oreal Werbung, weil ich es mir wert bin. Ihr seid es wert. 
Es gibt sicher unterschiedliche Verhältnisse dazu. Vielleicht haben da gewisse Leute auch einen einfacheren Zugang. 
Aber ich habe dir ja letztens auch schon gesagt, wenn ich etwas anderes machen würde, ich würde viel früher, das ist halt auch subjektiv, aber ich würde zehn Jahre früher mir wünschen, mal in einen Führungskurs gegangen zu sein, oder? 
Also irgendwann kommt das sowieso, oder? Aber es ist halt schon, also manchmal muss man sich ja dann auch gewissen Dingen, Ängsten stellen, die man sich nicht stellen möchte, oder? 
Aber die meisten Ängste sind eben ziemlich unbegründet, zumindest in Bezug auf positive Selbstentwicklung. 

Mut zur Führungsreflexion und persönlichem Wachstum

[25:20] Und getraut euch das früher. Das ist ganz normal und es gibt… 
Wahrscheinlich ist es eben auch, wenn man eher Schönwetter erlebt hat oder wenn einem viele Dinge gelingen, dann hat man das Gefühl, ja, ich komme ja durch, das reicht ja, oder? 
Ich glaube, wahrscheinlich Leute, die früher mal an einen Anschlag kommen, die suchen das eher, aber ich würde es auch euch Schönwetter-Piraten raten, geht mal, getraut euch das, geht mal in eine Führungsreflexion. 
Da gibt es natürlich wahrscheinlich Kraut und Rüben oder gute Kurse ganz schlechte, aber es ist in Hainz, muss ich sagen, es ist wahrscheinlich nie zu früh, auch wenn es vielleicht awkward ist oder man sich da noch nicht ganz wohl fühlt, das würde ich euch echt ans Herz legen. 
Getraut euch das, euch auch auf der Meta eben mit diesen Themen auseinanderzusetzen. 

Mel:
[26:13] Und die machen das alle. Also das erzählt keiner, aber es gibt Es gibt keine Führungskraft, die auf der höheren Hierarchiestufe ist, die nicht Leute hat, die mit ihnen arbeiten, Präsentationstechniken, Sprachen, was weiss ich was. 
Das ist, jetzt haben wir glaube ich ein Geheimnis verraten. 

Führungskräfte brauchen auch Coaches

Fabian:
[26:32] Und der Coach hat übrigens auch einen Coach. Das ist einfach so. 
Das ist tatsächlich, wie du es sagst, wenn jemand hier Führungskraft ist und noch nie ein Coaching gemacht hat, bitte melden. Also dich möchte ich gerne kennenlernen. 
Du bist wahrscheinlich so ein Allstar der Führung. 

Mel:
[26:53] Einen Letzten hätte ich noch, man hat ja so dieses Bild erzeugt irgendwie von diesen krassen CEOs, die alles richtig machen, die alles wissen, diese Führungskräfte, die irgendwie bis spät in die Nacht arbeiten, diese Projektleiter, denen alles gelingt und David Guetta sagt ja auch immer work hard, play hard. 
Achtet auf euch, gerade wenn ihr da neu drin seid, egal ob Führung oder Projekt, dass ihr nicht verheizt werdet. 
Also in der Regel ist es wie bei Krankheiten, Probleme brauchen so lange um gelöst zu werden, wie man sie zugelassen hat. 
Und ganz oft trifft man auf Problemsituationen, die schon sehr, sehr alt sind. 

Überstunden und der Wert der Arbeit

[27:31] Niemandem ist davon geholfen und niemand wird es euch auch irgendwie danken, wenn ihr jetzt irgendwie meint, Ich löse dieses Problem in zwei Wochen, wenn ich nur ausreichend Überstunden schiebe, sondern das ist es nicht wert. 
Ich weiß, dass man diesen Reflex hat, gerade am Anfang, ich will mich hier beweisen und ich will hier irgendwie zeigen, dass ich mein Geld wert bin und dass ich es besser kann als mein Vorgänger oder keiner Ahnung was. 
Es ist es nicht wert. Es wird nicht funktionieren. 
Es ist gänzlich ausgeschlossen, dass man da irgendwie in kürzester Zeit… 
Die Zusammenhänge versteht und irgendwie brauchbare Lösungen findet, die vorher kein anderer gesehen hat. 
Also, dass man wirklich in eine Situation kommt, wo die Lösung auf der Hand liegt, aber irgendwie niemand das Ding je gesehen hat. 
Ich glaube nicht, dass es diese Situation gibt. Und es ist da wirklich nicht wert zu sagen, hey, komm, dann vernachlässige ich jetzt mein Privatleben und dafür bleibe ich jetzt hier irgendwie eine Million Stunden am Tag im Büro für nichts und wieder nichts. 
Also, wie gesagt, passt da auf, dass ihr euch nicht verheizt und auch, dass sie nicht verheizt werden. 
Also auch da, wenn da Leute zu euch kommen und sagen, aber meine Erwartungshaltung ist irgendwie, das muss jetzt aber hier fertig werden und dann ist es auch völlig in Ordnung mal zu sagen, sorry, hier stimmt die Erwartungshaltung nicht. 

Fabian:
[28:46] Auch sie arbeiten natürlich bei PwC, die Leute, man kennt sie, dann seid ihr erstens selber schuld und zweitens bekommt ihr genug Schmerzensgeld, dass es es wohl wert ist. 

Mel:
[28:56] Und auch die werden da ja hin erzogen. Also die fangen ja auch nicht an mit 30 Überstunden Tag, sondern irgendwie mit 8. 

Fabian:
[29:03] Ja, das ist doch ein guter Schlussaufruf zu Work-Life-Balance, den ich voll unterstütze. 

Schlussaufruf zur Work-Life-Balance

[29:10] Und in dem Sinne hoffe ich, dass euch die Ausgabe gefallen hat und wir würden hier abschliessen. 

Mel:
[29:17] Genau. Wir hören uns in zwei Wochen wieder. Auch hier wie immer der Aufruf zum Feedback und bis dahin alles Gute, macht mal Pause und wir hören uns dann. Ciao.